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Arnold-Niederer-Stiftung
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Loni Niederer-Nelken wurde am 18.11.1928 als Tochter des Buchdruckermeisters Julius Nelken in Schwelm (Westfalen) geboren. Sie wuchs gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder in der Grossstadt Essen auf. Bedingt durch den II. Weltkrieg wechselte sie mehrmals Wohnort und Schule. 1949 absolvierte sie das Abitur in Schwelm, um danach eine Verlagslehre in Wuppertal zu beginnen. 1951 schloss sie die Buchhändlerschule in Köln ab. Anschliessend arbeitete sie im Buchhandel in Wuppertal, Gelnhausen, Witten und Dortmund. 1968 begann Loni Nelken das Studium der Gemanistik, Kunstgeschichte und Volkskunde an der Universitäts Tübingen, das sie 1972 mit dem Magister abschloss.
Am 22.12.1972 heiratete sie Arnold Niederer in Zürich. Es folgten gemeinsame volkskundliche Arbeiten, u.a. die Einrichtung des Lötschentaler Museums und freiwillige Tätigkeiten im sozialen und kirchlichen Bereich. 1991 wurde Loni Niederer-Nelken zusammen mit ihrem Mann Ehrenburgerin von Ferden. 1999 gründete sie im Andenken an ihren im Vorjahr verstorbenen Mann die Arnold-Niederer-Stiftung Ferden VS. Seit 2003 lebte sie zurückgezogen in einem Zürcher Alterszentrum. Im März 2023 verstarb Loni Niederer im Alter von 94 Jahren in Zürich. Die Arnold-Niederer-Stiftung wird ihr Andenken stets in Ehren halten.
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Die ehemalige Präsidentin der Arnold-Niederer-Stiftung, Maja Fehlmann, schrieb einen Nachruf auf unsere Stiftungsgründerin, Loni Niederer:
18. November 1928 – 29. März 2023
Loni Niederer-Nelken wurde im Herbst 1928 in Schwelm, Ruhrgebiet/ Deutschland als erstes Kind des Ehepaars Nelken geboren. Ihr Vater war Schriftsetzer, die Mutter eine tüchtige und sparsame Hausfrau; wenig später bekam Loni einen Bruder. Von ihrer Mutter lernten die beiden Kinder früh Singen, Reime-Aufsagen, Lesen und Schreiben – sogar Verse-Schmieden. Das waren die hellen Momente ihrer Kindheit, die bald vor nationalsozialistischer Hetzerei und kriegerischer Stimmung versteckt werden mussten. Einschränkungen im Alltag, später Ängste vor Bombardements und dann gar Trennung der Kinder von den Eltern, sowie abenteuerliche Rückkehren aus allen Richtungen prägten den familiären Zusammenhalt. Dennoch wurde Loni nach dem Krieg erlaubt, in einem neu gegründeten, aber entfernten Bildungsheim eine Lehre als Bibliothekarin zu machen. Dort kam sie nicht nur mit Gedrucktem, sondern auch mit Musizieren und Singen in engen Kontakt; auch ihr Talent zum Verse-Schmieden konnte sie bei vielen Anlässen ausleben und kam stets gut an.
Damit aber nicht genug: In dieser Bildungsstätte kam sie auch in Kontakt mit vielerlei Berufsgattungen, deren Anliegen und Sitten&Bräuchen, worunter sie sich speziell zu Volksliedern und Volksliteratur hingezogen fühlte. Als sie entdeckte, dass dies akademische Fächer, also «studierbar», waren, schrieb sie sich in Tübingen für Volksliteratur und Volkskunde ein. Hermann Bausinger und Martin Scharfe waren ihre Lehrer; ihr Studium schloss sie zügig ab mit einer Arbeit über populären Wandschmuck, damals ein Volltreffer! Noch nicht genug, Arnold Niederer, der progressive Volkskunde-Professor aus Zürich, hatte in Tübingen auch seine Auftritte: 1969 begegneten sich die beiden zum ersten Mal, und 1972 kam Loni für die Hochzeit und zum Bleiben nach Zürich – aber das war nicht einfach nur ein Bleiben. Ihre Präsenz lässt sich vielmehr als umfassende Assistenz umschreiben: In der bescheidenen Wohnung des Volkskundler-Paares wurde viel gearbeitet, vielerlei vor- und nachbearbeitet, vervollständigt und zum Abschluss gebracht, was sonst in irgendwelchen Schubladen tief vergraben geblieben wäre. So zum Beispiel Teile des Volkskundlichen Atlas der Schweiz, Publikationen über das Wallis, die Realisierung des Lötschentaler Museums, Exkursionsberichte ebenso wie die entsprechenden Vorbereitungen, um nur einiges zu erwähnen. Selber hat Loni all diese Leistungen im Nachruf auf Arnold als ihrer beiden «geistigen Kinder» umschrieben. Zum «Vorzeige-Kind» der Niederers wurde das Lötschentaler Museum in Kippel. Fast alle Studierenden Arnolds absolvierten in den 1970er-Jahren ein Praktikum in diesem Vorzeige-Objekt des Genres, das heute noch oft besucht wird und mit seinen Aktivitäten als mustergültig bezeichnet werden darf.
Arnold Niederer hatte sich in Ferden bereits in den 1950er-Jahren in einem mehr als bescheidenen Chalet, dem sogenannten «Vogelhuis», eingerichtet. Loni sorgte dann für einen zeit- und stilgerechten Ausbau des altehrwürdigen Baus. Nach Arnolds Tod (1998) gründete sie die Arnold-Niederer-Stiftung, Ferden/VS. Diese machte sie zur Besitzerin des Häuschens, das der Allgemeinheit zur Verfügung steht: Wie einst für Arnold und später auch Loni dient es vor allem als Rückzugsort für Forschende, die im authentischen und dennoch bequemen Chalet in aller Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können.
Loni selbst löste (kurz nach ihrem 70. Geburtstag) ihren Zürcher Haushalt auf und zog ins altehrwürdige Pfrundhaus Zürich ein. Hier, wieder in einem Kollektiv und befreit von alltäglichen Haushaltspflichten, fühlte sie sich ausgesprochen wohl. Ihre Kreativität und ihren Gemeinsinn setzte sie voll ein für soziale Aktivitäten. Am meisten Freude machten ihr die selbst organisierten Hauskonzerte; sie nahm wieder Gesangsunterricht und trat im eleganten Festsaal des Pfrundhauses auf. In diesem Ambiente und dieser Gesellschaft fühlte Loni sich sehr wohl und fand dank ihrer offenen Gesprächsbereitschaft und ihren diversen Aktivitäten rundum viel Anerkennung.
Ob man das als spezifische «Volkskunde» in einem altersspezifischen Rahmen bezeichnen darf? Jedenfalls passte es so zu Loni und ebenso zu vielen MitbewohnerInnen und Mitarbeitenden – das war eben typisch Loni – und so wird sie uns in guter Erinnerung bleiben!
Männedorf, 25. August 2023
Maja Fehlmann