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Niederers akademische Laufbahn war atypisch. Nach verschiedenen Berufstätigkeiten kam er spät an die Universität (1964, Zürich), wo er dem Fach zu neuem Profil verhalf. Zwar bestimmte die Beschäftigung mit alpiner Lebenswelt, mit regionaler Identität und mit kooperativen Arbeitsformen einen wichtigen Akzent, doch löste sich der Forscher bald von traditionellen Zugängen und Gegenständen im Sinne der Wörter- und Sachen-Methode. Der volkskundlichen Kulturwissenschaft überschrieb er gesellschaftliche Verantwortung und Anwendungen, aufgezeigt an Konflikten von südeuropäischen Migranten in der Schweiz der 1960er und 70er Jahre oder an sozialen Unruhen um 1980. Damit rückten Kulturvergleiche im Rahmen einer Ethnologia Europaea in den Vordergrund.
Niederer hat die ältere Traditionsforschung der Schweiz in viele Richtungen neu geöffnet und mit sozialwissenschaftlichen Problemen, Theorien und Methoden vertraut gemacht. Tatsächlich überwand er eine frühere, lange praktizierte Fixierung auf ländliche und alpine Räume, indem er auch moderne Arbeitswelten, Industrialisierung, städtisches Alltagsleben sowie den Einfluss der Medien in seine Konzeption integrierte, sei es durch eigene Forschungen, sei es über viele Arbeiten seiner Schüler. Diese Studien verweisen häufig auch auf interdisziplinäre Interessen, sie zeigten konkrete Zusammenarbeit mit Soziologie, Ethnologie, Geschichte u.a.m. Die Vermittlung von Erkenntnissen und Debatten der amerikanischen Kulturanthropologie wirkte als nachhaltiger Stimulus für neue und originelle Studien, darunter z.B. die moderne Alltagskommunikation unter dem Aspekt der nonverbalen Dimensionen.
Niederer war aktiv am Prozess mitbeteiligt, die in vielen Ländern national betriebene Volkskunde ins Konzept einer vergleichenden Europäischen Ethnologie einzubinden. Der Versuch ist als gelungen zu bezeichnen; er verhalf auch der Schweizer Volkskunde dazu, internationale Anschlüsse weiter zu festigen.
Mit dem Lötschental und dem Alpenraum im Allgemeinen verband ihn eine persönliche wie eine wissenschaftliche Vertrautheit. Auf sie konnte sich Arnold Niederer seit seinem ersten Kontakt mit der Talschaft ab den 1930er Jahren fortgesetzt abstützen. Seine diesbezüglichen wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen eindringlich, welches Wissen er sich über das Lötschental erarbeitete, aber auch, über welche Nähe dieses zustande kam und wie er es zu teilen verstand.